Hand aufs Herz

Herzschmerz verbinden wir meist mit Bildern aus der Gefühlswelt: „Mein Herz schlug bis zum Hals“, „da blieb mir fast das Herz stehen“ oder „mir wurde das Herz gebrochen“. Erst im zweiten Moment denken wir an echte medizinische Notfälle.

Dabei reagiert unser Herz in Echtzeit auf das, was wir fühlen. Angst, Freude, Aufregung: Stresshormone bringen den Rhythmus kurzfristig aus der Balance – und ebenso schnell findet er wieder zurück. Kurzfristige emotionale Belastungen kann unser Herz gut kompensieren. Kritisch wird es, wenn physischer Druck oder dauerhafte Belastung hinzukommen.

Im Alltag schenken wir diesem Organ, das uns ununterbrochen am Leben hält, erstaunlich wenig Aufmerksamkeit. Rund 100.000 Herzschläge pro Tag pumpen 7.000–10.000 Liter Blut durch unseren Körper – eine enorme Leistung. Und dennoch muten wir ihm oft zu viel zu: ungesunde Gewohnheiten, Stress, wenig Bewegung. Warnsignale im Brustbereich werden ignoriert oder gar nicht mit dem Herzen in Verbindung gebracht.

Herzerkrankungen entstehen schleichend. Erst wenn der Schaden spürbar wird, merken viele, dass etwas nicht stimmt. In Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch immer die häufigste Todesursache. Ein bewusster Umgang mit diesem starken, aber sensiblen Muskel kann Leben retten.

Risikofaktoren: Was wir beeinflussen können – und was nicht

Viele Herzerkrankungen entstehen durch beeinflussbare Faktoren wie Rauchen, schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel. Daraus folgen häufig Übergewicht, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte – Risikofaktoren für Arteriosklerose und koronare Herzkrankheiten.

Andere Faktoren sind nicht beeinflussbar: Alter, genetische Veranlagung oder Geschlecht. Männer sind statistisch häufiger betroffen; ab etwa 40 sollten Blutdruck, Zucker- und Cholesterinwerte regelmäßig kontrolliert werden.

Auch schwule Männer haben im Schnitt ein erhöhtes Risiko – nicht aufgrund ihrer Sexualität, sondern durch Faktoren wie Minderheitenstress, Diskriminierung, Rauchen oder Drogenkonsum. Stress treibt den Blutdruck nach oben und erhöht das Infarktrisiko. Umgekehrt wirken stabile Beziehungen, Community-Support und gesundheitliche Routinen wie ein Schutzschild.

HIV kann zusätzlich eine Rolle spielen: Medikamente und chronische Entzündungsprozesse erhöhen langfristig das Risiko für Gefäßverkalkung. Deshalb empfehlen Ärzt*innen engmaschige Kontrollen.

Warnzeichen und häufige Herzkrankheiten

Arteriosklerose

Ablagerungen in den Gefäßen behindern den Blutfluss und führen zu Minderversorgung.
Symptome: Brustschmerz bei Belastung, Schwindel, Taubheitsgefühle, Schmerzen in den Beinen („Schaufensterkrankheit“).

Herzinsuffizienz

Langfristige Überlastung schwächt den Herzmuskel.
Symptome: Atemnot, chronische Müdigkeit, Wassereinlagerungen.

Herzrhythmusstörungen

Der Takt gerät aus dem Gleichgewicht – zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig.
Symptome: Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot, Schwindel.

Weitere Erkrankungen wie Herzklappenfehler oder Herzmuskelentzündungen können ebenfalls schwerwiegende Folgen haben.

Das gefährlichste an all diesen Erkrankungen: Sie sind oft Vorboten von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Entsprechend gehört die Behandlung konsequent in ärztliche Hände.

Was du für dein Herz tun kannst

Ernährung

  • viel Gemüse, Obst, Vollkorn
  • weniger Zucker
  • Fisch statt rotem Fleisch
  • gute Fette wie Oliven- oder Leinöl
  • Salz durch Kräuter ersetzen
  • stark verarbeitete Lebensmittel reduzieren

Bewegung

Mindestens 150 Minuten Ausdauer pro Woche plus 1–2 Krafttrainings – das stärkt Kreislauf, Muskulatur und Stoffwechsel.

Stressreduktion

Yoga, Meditation, Spaziergänge oder ein entspanntes Bad helfen, Stresshormone zu reduzieren.

Rauchen aufgeben

Der wichtigste Schritt überhaupt: Schon wenige Zigaretten erhöhen das Risiko deutlich. Nach einem Jahr Rauchstopp ist das Herzinfarktrisiko halbiert.


Unterstützung durch Apotheken

Apotheken sind niedrigschwellige Anlaufstellen für Fragen zu Herzgesundheit, Prävention und Begleitung. Dort kann man:

  • Blutdruck kontrollieren lassen
  • sich zu Nahrungsergänzungsmitteln beraten lassen
  • pflanzliche Herzpräparate einordnen lassen
  • Wechselwirkungen prüfen lassen
  • Unsicherheiten besprechen

Pflanzliche Arzneimittel:

  • Weißdorn: stärkt die Pumpkraft
  • Campher: stabilisiert Kreislauf und Blutdruck

Wichtige Mikronährstoffe:

  • Magnesium & Kalium
  • B-Vitamine (B1, B6, B12) & Folsäure
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Coenzym Q10

Doch gilt: Nicht jede Empfehlung aus Internet oder Social Media hält einer wissenschaftlichen Prüfung stand. Präparate ersetzen keine Diagnostik – besonders nicht bei bestehenden Beschwerden oder Vorerkrankungen.


Hand aufs Herz: Mach den Check

Herzgesundheit ist lebenswichtig. Ignoriere Warnsignale nicht, suche frühzeitig Rat und lass dich regelmäßig durchchecken. Ein gesundes Herz ist kein Zufall – es ist das Ergebnis guter Entscheidungen, rechtzeitiger Vorsorge und verlässlicher Beratung.

Bildnachweis: @camilo jimenez auf Unsplash

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    Alexandra Schellbach
    Alexandra Schellbach
    Pharmazeutisch-technische Assistentin und Fachstimme der Schönhauser Apothekeke

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