Anabolika: Turbo für Muskeln – Risiko für Körper & Geist

Anabolika Risiken

Anabolika – oder genauer gesagt: anabole-androgene Steroide (AAS) – bergen erhebliche Risiken für Körper und Psyche. Diese synthetischen Substanzen, die dem männlichen Sexualhormon Testosteron ähneln, beschleunigen Muskelaufbau, erhöhen Kraft und verbessern die Regeneration. Was für viele nach dem ultimativen Shortcut klingt, kann aber schnell zur gesundheitlichen Falle werden.

Was passiert in den Muskeln?

  • Anabolika steigern die Proteinsynthese in den Muskelzellen – das sorgt für schnelleren Aufbau und höhere Muskelkraft.
  • Gleichzeitig bremsen sie den Abbau von Muskelgewebe – der Körper wird effizienter „gebaut“.
  • Der Effekt: schneller sichtbare Ergebnisse – oft schon nach wenigen Wochen.

Warum greifen so viele Männer zu Anabolika?

Die Gründe, warum Männer Anabolika nehmen, sind selten einfach – oft geht es um Körperbild, Identität und gesellschaftlichen Druck. In unserer fitnessgetriebenen Kultur ist der Wunsch nach einem muskulösen, definierten und „maskulinen“ Körper allgegenwärtig. Social Media verstärkt diesen Druck zusätzlich: Plattformen wie Instagram, TikTok oder OnlyFans suggerieren, dass der perfekt geformte Körper längst der Standard sei.

Studien zeigen, dass queere Männer – insbesondere schwule und bisexuelle – überdurchschnittlich häufig zu Anabolika greifen.¹ Für manche geht es darum, innerhalb der Community bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen, für andere um Selbstbewusstsein, Leistungssteigerung oder das Gefühl dazuzugehören. Die schnellen Erfolge – mehr Gewicht, mehr Wiederholungen, mehr „Pump“ – schaffen einen Kreislauf: Je sichtbarer die Ergebnisse, desto stärker das Bedürfnins weiterzumachen.

Für eine wachsende Zahl von Männern kann dieser Weg auch in eine Muskeldysmorphie führen – häufig als „Adonis-Komplex“ bezeichnet. Betroffene haben ein verzerrtes Selbstbild und fühlen sich nie muskulös genug, selbst wenn sie objektiv bereits stark gebaut sind. In Kombination mit dem Vergleichsdruck durch soziale Medien kann diese Haltung dazu führen, dass der Konsum von Anabolika immer schwerer zu stoppen ist. Die Risiken von Anabolika werden oft unterschätzt.

Was sind die Risiken von Anabolika?

Die unterschätzten Langzeitfolgen

  • Herz & Kreislauf: erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck.
  • Leber & Nieren: mögliche Schäden bis hin zu Funktionsstörungen oder Tumoren.
  • Hormonhaushalt: Gynäkomastie (Brustbildung), Potenzprobleme, Schrumpfung der Hoden.
  • Psychische Effekte: Reizbarkeit, Aggression („roid rage“), Depression, Angststörungen.
  • Gehirnveränderungen: Eine aktuelle Studie² zeigt: Längerer Anabolikakonsum beschleunigt die Hirnalterung. MRT-Aufnahmen belegen strukturelle Veränderungen und kognitive Defizite bei Langzeitnutzern.

Fun Facts & harte Fakten

  • Weltweit nutzen rund 3,3% der Bevölkerung Anabolika.¹
  • In queeren Communities liegen die Zahlen signifikant höher – vor allem unter Männern, die starkem Schönheitsdruck ausgesetzt sind.¹
  • Bis zu 30 % der Konsumierenden entwickeln eine Abhängigkeit.
  • Bei Jugendlichen ab 15 Jahren steigt der Konsum rasant – Social Media ist einer der stärksten Treiber.
  • In der Gay-Community sprechen Fachleute von einem „stummen Problem“, das kaum offen diskutiert wird.³

Was tun, wenn der Konsum zur Belastung wird?

Hast du Nebenwirkungen bemerkt? Fällt es dir schwer, deinen Konsum zu kontrollieren? Machst du dir Sorgen über mögliche Entzugserscheinungen? Damit bist du nicht allein – und du musst das nicht ohne Hilfe bewältigen. Anabolika abrupt abzusetzen, kann körperlich und psychisch riskant sein.

In Zürich bietet die Anabolika-Sprechstunde bei arud.ch diskrete, medizinisch fundierte Unterstützung. Ein spezialisiertes Team begleitet dich beim sicheren Absetzen, behandelt mögliche Nebenwirkungen und bietet psychologische sowie soziale Beratung. Alles erfolgt respektvoll, vertraulich und individuell auf deine Situation zugeschnitten – denn Hilfe holen bedeutet keine Schwäche, sondern Verantwortung für die eigene Gesundheit.

Fußnoten

  1. The Hidden Costs of the Gay Community’s Love Affair With Steroids – them.us
  2. Elsevier-Studie: Anabolic androgenic steroids accelerate brain aging (ScienceDaily, 2021)
  3. Guardian: „Why are my biceps so small?“ – The boys and young men turning to steroids
  • Die Arud ist eine der führenden suchtmedizinischen Institutionen in der Schweiz und beschäftigt rund 170 Mitarbeitende. Wir haben einen zentral gelegenen Standort beim Hauptbahnhof Zürich. Als FMH-anerkannte Weiterbildungsstätte bilden wir angehende Fachärzt:innen der Allgemeinen Inneren Medizin und der Psychiatrie aus und schulen auch externe Fachleute zum Thema Sucht.
    Mit ihrer Arbeit in Forschung und Praxis engagiert sich die Arud seit über 30 Jahren für eine pragmatische und wissenschaftlich fundierte Suchtpolitik.
    Kontakt: + 41 58 360 50 00
    (Mo–Fr, 8:00–17:30 Uhr)



Bildnachweis: @Maksim Zhashkevych auf Unsplash


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